Fridays for Future Demo, 130 x 210 cm, 2019
Sommerlicher Platz, 165 x 210 cm, 2018
Kleiner Vogel in großer Eiche, 130 x 150 cm, 2022
Abschied am Bahnhof, 130 x 150 cm, 2012
Neuordnung der Schleichtiere, 180 x 110 cm, 2022
Abendrot am Hambacher Forst, 210 x 165 cm, 2017
Am Wiener Graben, 110 x 150 cm, 2015
Lichter Waldgrund bei Monschau, 165 x 210 cm, 2021
Schlacht am Worringer Platz in Düsseldorf, 165 x 210 cm, 2009
Schießbude, 110 x 70 cm, 2015
Als junge Erwachsende erkannte ich, dass mir meine Großeltern nicht viel über ihr ereignisreiches Leben mitteilen konnten oder wollten. Aus Interesse an dieser Generation entschied ich 1993, einhundert Portraits von Menschen im Alter zu malen. Ich wollte verstehen, was es bedeutet ein langes Leben gelebt zu haben und zu wissen, dass nicht mehr viel Zeit bleibt. Zudem wollte ich herausfinden, was diese Generation, der Opfer, der Täter, der Dulder des zweiten Weltkriegs, dachte. Die Vielzahl der Portraits ermöglicht heute dem Betrachter einen weiten Blick auf diese Generation.
Am Samstag den 13.8.1994, einem heißen Augusttag, begegnete ich Frau Olga Schwarz. Sie saß in einem braunen Mantel gekleidet in einem roten Ledersessel im Empfangsbereich des Seniorenheims Haus Augarten in Wien. Mit Malutensilien und großer Leinwand beladen, ging ich zu ihr und fragte sie, ob ich sie portraitieren darf. Frau Schwarz schaute mich neugierig an, bejahte meine Frage aber nicht. Da ich schon seit einigen Monaten häufiger Gast im Haus Augarten war, hatte es sich unter den BewohnerInnen herumgesprochen, dass eine junge Malerin die Freiwilligen portraitiert. Ich dachte Frau Schwarz wisse Bescheid und würde sich wie bisher die anderen BewohnerInnen auch sehr freuen, wenn sie erfährt, dass auch sie jetzt ausgewählt würde. Ich bereitete also wie gewöhnlich meine Farbpalette vor, platzierte ein Glas mit Terpentinöl und meine Pinsel auf den Boden, lehnte die Leinwand an einen Stuhl und begann Ölfarben auf eine Pergamentpalette zu mischen.
Frau Schwarz schaute mich interessiert an. Auf meine Frage nach ihrem Alter antwortete sie, dass sie 97 Jahre alt sei. Später erfuhr ich von einer Mitarbeiterin des Heims, dass Frau Schwarz mit ihren 101 Jahren die älteste Bewohnerin des Hauses war.
Ich versuchte Frau Schwarz zu bewegen, mir etwas von sich zu erzählen. Sie sagte mir, dass sie keine Kinder habe aber eine Nichte. Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass Frau Schwarz nicht verstand, dass ich sie malte. Sie überlegte laut, was ich wohl mit ihr mache. Dann fragte sie: „Ist das, damit ich länger lebe?“ Ich meinte freudig bestätigend: „Ja, in dem Bild werden sie ewig leben.“ Danach war sie stinksauer. Sie schaute mich nicht mehr an, wollte mir verbieten, das mit ihr zu tun. Sie sagte ganz energisch: „Ich will sterben.“ Kurze Zeit später stand sie auf und verschwand. Ihr Bild habe ich nie weitergemalt oder ausgestellt.
Heute am 18. Februar 2020 sehe ich mir ihr Portrait an und bin immer noch beeindruckt von ihrer mir unvergesslichen Präsenz. Heute bin ich etwa doppelt so alt wie damals, als ich Frau Schwarz begegnete. Heute verstehe ich, dass Frau Schwarz am Ende ihres langen Lebens einfach nur tot sein wollte, nichts weiter. Sie hat meine jugendliche Anmaßung gebremst. Ich habe ihren Wunsch respektiert indem ich ihr Bild unvollendet ließ und bisher nie zeigte.
Nach über 25 Jahren berührt mich ihre Persönlichkeit beim Betrachten ihres Portraits. Deshalb erlaube ich mir jetzt dieses Bild zu zeigen. Es bewahrt die Momente, bevor sie mir sagte, dass sie tot sein will. Es erzählt von unserer Begegnung. Denn als ich sie portraitierte, setzte auch ich mich ihren Blicken aus. Es ist ein Stück meines mit ihrem geteilten Leben.
Frau Olga Schwarz 101 Jahre, Wien, 1994
22 Portraits aller Kinder der Klasse 2A der Katholischen Grundschule Rather Kreuzweg in Düsseldorf gemalt in den Jahren 2011 und 2012 in Öl auf Leinwand in der Größe 130 x 100 cm
Ab 2017 entstanden erste überlebensgroße Bilder von Jugendlichen mit mobilen Geräten. Diese Serie wird fortgesetzt.